Luther - Kreuzgangspiele 2017


2017 jährt sich Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal - kein Wunder, dass nun an fast jedem Theater ein Stück über Martin Luther oder andere Reformatoren aufgeführt wird.

Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen heben sich aus dem "Reformationseinheitsbrei" hervor. Zwar wird auch im Kreuzgang ein Luther-Stück aufgeführt, allerdings haben sich die Kreuzgangspiele die Bühnenrechte zum Film "Luther" von 2003 gesichert und sich eigens auf dem Film basierendes Theaterstück schreiben lassen. 

Eine Uraufführung gibt es in Feuchtwangen nicht alle Tage und dementsprechend groß war auch der Andrang bei der Generalprobe. Was ist das besondere an der Generalprobe? 
Man kann sich das Stück am Tag vor der Premiere ansehen - und das für nur 10 €. Karten gibt es nur an der Abendkasse und man muss sich frühzeitig anstellen, um den Wunschplatz zu ergattern. 


Das von Jürgen Apel geschriebene Theaterstück behandelt in ungefähr 120 Minuten alle wichtigen Stationen in Luthers Leben. Den Klostereintritt, den Streit mit dem Vater, den Beginn seiner Lehrtätigkeit in Wittenberg, den Thesenanschlag, die damit verbundenen Auseinandersetzungen mit Papst Leo X. und dem Kaiser und natürlich die Reichstage zu Worms und Augsburg.



Anders als bei Kiss me, Kate ist der Kreuzgang ein wichtiger Teil des Bühnenbilds. Passend zum Mittelalter bietet der Kreuzgang eine großartige Kulisse für das Geschehen auf der Bühne.
Hauptsächlich spielt sich die Handlung auf der normalen Kreuzgangbühne ab. 
An beiden Seiten führen Treppen auf die obere Ebene: Diese wird als Residenz des Papstes und der Fürsten genutzt.





Die Kreuzgangspiele bringen "Luther" mit einem großen Ensemble auf die Bühne.
Kein Charakter ist überflüssig und jedes Ensemblemitglied macht "Luther" zu dem, was es ist: Ein herausragendes Theaterstück.


Wolfgang Beigel spielt Luthers Vater, Hans Luder, wunderbar gekränkt von der Entscheidung seines Sohnes, Mönch statt Anwalt zu werden. 

Barbara Macheiner tritt als Katharina von Bora, Luthers Ehefrau, erst gegen Ende des Stücks in den Fokus. Bestimmt und fast schon frech trifft sie von Boras Charakter perfekt. 

Einen Charakter, der im Film fehlte, bringt Alexander Ourth überzeugend auf die Bühne: Thomas Müntzer - erst Luthers Freund und Gleichgesinnter, später erbitterter Feind und Gegenmeinung.  

Achim Conrad als Papst Leo X.: Großartig. Einfach großartig. 

Johann Anzenberger als Aleander, der Nuntius des Papstes, überzeugt auf ganzer Linie. Besserwisserisch, von der Kirchenmeinung eingenommen und stets das Ziel vertretend, Luther als Ketzer zu verfolgen.

Es ist schwer in Worte zu fassen, mit welcher Intensität Thomas Hupfer Martin Luther auf die Bühne bringt. Emotional, berührend, naiv, von seinen Ansichten überzeugt.
Mit herausragendem Schauspiel lässt Thomas Hupfer seinen Luther trotz aller Widerstände niemals aufgeben. 


"Luther" ist ein düsteres, atmosphärisches Stück.  
Es ist definitiv kein Theaterstück, bei dem man glücklich beseelt nach Hause geht. 
Wenn man "schwere" Stücke mag - fahrt nach Feuchtwangen und seht euch "Luther" an. 
Es lohnt sich. Die Kreuzgangspiele bieten mit Luther, alles, was ein Theaterstück braucht: Hervorragende Schauspieler, ein neues, "frisches" Stück und eine großartige Inszenierung!

Zum Abschluss noch ein Tipp: Um die Handlung nachvollziehen zu können, reicht, denke ich, das Wissen aus dem Religionsunterricht und Allgemeinbildung aus. Für die geschichtlichen Zusammenhänge hat zumindest mir eine kompakte Luther-Biographie geholfen.

Bis zum 11. August wird "Luther" bei den Kreuzgangspielen Feuchtwangen aufgeführt.
Karten, Termine und weitere Informationen bekommt man unter http://www.kreuzgangspiele.de/Luther.441.0.html.