TheaterStadtSpaziergang Kreuzgangspiele - 21.5.2015


Der Sommer nähert sich langsam aber sicher und damit beginnt nun wieder die Freilichtbühnensaison.
Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen starteten am 17.Mai 2015 mit der Premiere von "Michel in der Suppenschüssel" in die Spielzeit. 

Nun stand also am 21.5, einem Donnerstag, die erste Veranstaltung der Kreuzgangspiele extra Reihe an: Der mittlerweile schon traditionelle Theaterspaziergang.
 Ich hatte schon viel Positives darüber gehört, dementsprechend gespannt war ich also, was mich erwarten würde.

Um kurz zu erklären, was der "Theaterspaziergang" eigentlich ist:
 Man "spaziert" zu verschiedenen Orten in der Kreuzgangstadt, wo dann vom Ensemble der Kreuzgangspiele kurze, zu den Stücken der Spielzeit oder einem übergreifenden Thema der Spielzeit passende Texte gespielt werden.
Dieses Jahr versprach der Titel Hüben und drüben "Einblicke in paradiesische Welten", inszeniert von Cornelius Henne.


Treffpunkt für den Spaziergang war am Kirchplatz, wo jeder mit einer Eintrittskarte einen schönen Aufkleber bekam.
Nachdem sich schließlich alle dort eingefunden hatten, konnte der Theaterspaziergang 2015 nach einer Begrüßung durch den Intendanten Johannes Kaetzler mit einem "Prolog" am Kirchplatz losgehen.




Die Rahmenhandlung und den rote Faden zwischen den einzelnen Szenen bestand aus einer Geschichte. Ein alter Mann, Peter Heeg,  sieht seinem Tod entgegen. 
Seine Seele begibt sich in der Form seines jüngeren Selbst, gespielt von Leenert Schrader, auf eine Reise in das Jenseits. Begleitet wird er von einem sympatischen Engel (Sina Schulz) und einer herrlich teuflischen Vertreterin der Hölle (Hannah Sieh).


Die erste Station befand sich am Feuchtwanger Rathaus. Dort spielten Horst Janson und Liza Simmerlein eine Geschichte über ein Mädchen, das Petrus darum bittet, ihren Bruder aus dem Himmel zurück auf die Erde holen zu dürfen. Petrus verwehrt ihr diesen Wunsch aber. 

Anschließend ging es weiter zu einer Scheune, die zu einem Garten führte.
Achim Conrad und Julian Bayer zeigten zwei Bergsteiger, die als erste den Mount Everest erklimmen wollten. Auf dem Rückweg starben sie und leben nun als Geister am Berg.
Diese Szene zeigte die Alternative zu Himmel und Hölle, nämlich das Nichts. 


Knappe 10 Schritte weiter klärte ein Mönch, Ulrich Westermann, die Anwesenden über die Auslegung von "ewiger Hölle" und "ewigem Himmel" auf.  





 Nach einem kleinen Fußmarsch erreichten wir schließlich einen Parkplatz, wo Thomas Hupfer als Dante  über die Hölle berichtete.
Obwohl er den Text aus der Göttlichen Komödie "nur" vorlas, konnte man doch nachvollziehen, was  die Figur bei dem Blick in die Hölle gefühlt haben muss.
Inhaltlich war es außerdem der interessanteste Text des Abends.









Anschließend erläuterte Gerd Lukas Storzer die klimatischen Bedingungen der Hölle und des Himmels aus Sicht der Physik, Ort der Szene war an einer Gaststätte. Leider weiß ich nicht mehr, welche das war. Ich weiß nur, dass sie gegenüber vom Feuchtwanger Kino war. Aus physikalischer Sicht ist es übrigens in der Hölle kühler als im Himmel. Auch mal interessant.
Diese Szene war ziemlich witzig und lockerte die bisher doch relativ konzentrierte Stimmung wieder auf. 

 Hannah Siehhrte ihre Begleitungen und das Publikum daraufhin in die Hölle, die sich nicht weit entfernt im Feuchtwanger Kino befand. Die Umsetzung begeistert mich immer noch. Das Kino sollte öfter für Theaterzwecke genutzt werden!
Ulrich Meyer-Horsch ließ das Publikum in die Gefilde Luzifers hinein; sehr cool fand ich, dass jeder einen kleinen Haribo Teufel bekam.
Im Kinosaal gab es dann ein Wiedersehen mit dem Mönch, der uns kurze Zeit davor noch vor der Hölle gewarnt hatte. 
Ein durch geniale Leinwandbilder unterstütztes Hells Bells später beehrte uns schließlich der Teufel persönlich (Alexander Ourth) mit seiner Anwesenheit. 
Den Text über die Hölle las er sehr überzeugend. 
Wohl die beste Station des Abends.


Nun war Sina Schulz an der Reihe, ihrem Begleiter den Himmel zu zeigen.
 Nunja, sie zeigte ihm nicht direkt den Himmel, sondern den Weg dorthin.
In der Nähe der Stiftskirche erklärte Wolfgang Beigel, dass man den Himmel in sich selber finden muss, um dorthin zu gelangen.
 
Anschließend  erzählte sie selbst noch eine Geschichte. Diese handelte von einem Menschen, dem Gott die Möglichkeit gab, in die Hölle zu sehen. 
Dort sah er einen Tisch voller Essen, umringt von halb verhungerten Menschen. Diese sähen so aus, da sie mit drei Meter langen Löffeln essen mussten.
Anschließend kam der Mensch wieder in den Himmel und bemerkte, dass auch dort ein Tisch voller Essen stand. Allerdings war er dort umringt von glücklichen, zufriedenen Menschen. Warum das so ist? Auch dort essen die Menschen mit den gleichen Löffeln wie in der Hölle. Allerdings helfen sie sich gegenseitig.
Meiner Meinung nach die schönste Geschichte des Abends, die auch wunderbar vorgetragen wurde.

Der Mann, Leenert Schrader, glaubte daraufhin zu wissen, wohin sein Weg nach dem Tod gehen wird und führte das Publikum zurück zum Kirchplatz, wo schließlich ein neues Leben in Form eines Kindes entstand. 
Der Sinn des Lebens ist... das Leben. So habe ich es zumindest verstanden.


Nach diesem tollen Ende des Theaterspaziergangs versammelten sich alle Beteiligten noch einmal am Kirchplatz, um sich ihren wohlverdienten Applaus abzuholen.
Außerdem stellte Intendant Johannes Kaetzler das Ensemble, das aus altbekannten und neuen Gesichtern besteht, vor. 

  Abschließend kann ich sagen, dass der TheaterStadtSpaziergang eine unerwartet tolle Veranstaltung war. 
Die Texte waren toll, die Orte waren wunderbar und das Ensemble auch.
Wenn man einen ungewöhnlichen, aber sehr genialen Abend erleben will, würde ich definitv den TheaterStadtSpaziergang der Kreuzgangspiele empfehlen
Auch wenn man Feuchtwangen kennt, sieht man einige neue Ecken oder erlebt altbekannte Orte neu. 
Für nächstes Jahr habe ich fest eingeplant, wieder zum TheaterStadtSpaziergang zu gehen.


Mehr Bilder findet ihr übrigens hier im Facebook-Post der Kreuzgangspiele Feuchtwangen.

 Nächste Woche geht es in "Michel in der Suppenschüssel", ein Bericht folgt dann nach meinem Besuch.



Yasmin