Next to Normal Fürth - 9.5.2015



Wer hat nicht die Lobeshymnen mitbekommen, mit denen das Stadttheater Fürth für die deutschsprachige Erstaufführung von Next to Normal im Oktober 2013 überschüttet wurde?

Damals hatte ich die Derniere der damaligen Spielzeit gesehen und war - ähnlich wie die Kritiker - ziemlich begeistert. 
Als letztes Jahr schließlich die Wiederaufnahme des Stückes für 2015 angekündigt wurde, zögerte ich nicht wirklich lange und kaufte mir erneut Karten für eine Show.



Anfang der Woche stieg meine Vorfreude allmählich immer mehr, bis mich jedoch am Freitag Abend die Nachricht erreichte, dass die Freitagsshow ausgefallen war, da Pia Douwes kurzfristig erkrankt war.
Meine Gedanken waren wohl ungefähr: "So. Ein. Mist."

Zum Glück klärte sich schnell auf, dass die ausgefallene Show auf Samstagnachmittag verlegt und die Abendshow regulär stattfinden würde. Ersatz wäre in Person von Kristin Hölck unterwegs. 

Am nächsten Tag ging es dann gegen Mittag los nach Fürth und nach einigen anderen Zwischenstopps erreichte ich kurz nach 17 Uhr die Stage Door, wo ich mich mit Mareike, Jessica und Marina traf und mich bis zum Einlass mit ihnen unterhielt. Liebe Grüße an dieser Stelle! 

Im Theater stellte ich dann begeistert fest, dass man auf den sichteingeschränkten Plätzen für 10€ eigentlich ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat.
Ich hatte die Show ja schon 2013 gesehen, daher war es für mich überhaupt nicht schlimm, relativ wenige Teile der Bühne nicht zu sehen. 


Zum Inhalt des Stückes möchte ich auf meinen Blogpost von 2013 (hier!) verweisen. ;)


Die Inszenierung hat sich im Vergleich zur ersten Spielzeit kaum verändert. Das tolle, auf verschiedene Ebenen verteilte Bühnenbild wurde ebenso wie die Requisiten beibehalten.

Allerdings ist ja keine Show wie die andere, vor allem an Tagen wie diesen.
Man merkte einfach, dass die Darsteller schon eine Show in den Knochen hatten. An manchen Stellen fehlte mir teilweise die Spielfreude, die mich vor 1 1/2 Jahren so begeistert hat.



Außerdem war es - besonders im 1.Akt - sehr komisch für mich, Pia zwar sprechen und schauspielern zu sehen, aber eine komplett andere Stimme zu hören.
Im 2. Akt hatte ich mich etwas an die Situation gewöhnt und konnte mich mehr auf das Stück einlassen.
Eben dieser 2.Akt hat mir dann auch viel besser gefallen, man merkte allen wieder die Spielfreude und Begeisterung an.


Wie oben schon erwähnt, spielte und sprach Pia Douwes ihre Rolle, während Kristin Hölck die Songs vom 1.Rang aus synchron zu Pias Lippenbewegungen sang.
Sie hatte die Rolle vor knapp einem Jahr in Linz gespielt und da sich die Inszenierungen und Übersetzungen wohl etwas unterscheiden, war das wohl die beste Lösung.

Beim Sprechen hörte man Pia an einigen Stellen an, dass sie kaum mehr Stimme hat. 
Ihre Sprechparts hatten weniger Power als sonst, aber genau das fand ich sehr interessant.
Diana Goodman wirkte an manchen Stellen etwas kraftlos und ich persönlich finde, das passt teilweise echt gut zur Rolle.
Trotzdem natürlich Gute Besserung an Pia, ich drücke ihr die Daumen, dass sie schnell wieder fit wird!



Kristin Hölck gefiel mir als Dianas Singstimme wirklich gut und sie hat ihre Sache echt toll gemacht. 
Zwei kleinere Punkte möchte ich anmerken, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. 
Zum einen fehlte mir vor allem an den leisen Stellen das akustische Einfühlungsvermögen in Dianas Gefühle und Situation. Außerdem fand ich sie bei den Duetten, etc. im Vergleich zu den anderen Darstellern ziemlich laut eingestellt, was den Liedern teilweise ein wenig von ihrer Wirkung nahm. Allerdings kann Kristin Hölck persönlich da ja ziemlich wenig für.


Thomas Borchert war wie gewohnt sehr gut als Dianas Ehemann Dan. Man konnte mit ihm mitfühlen und auch verstehen, wieso er Diana Erinnerungen vorenthält. Vor allem bei Kein Mensch - Reprise berührte sein Spiel wohl nicht nur mich sehr.


Dirk Johnston als Gabe merkte man schon etwas an, dass er an dem Tag schon eine Show gespielt hatte. Im Großen und Ganzen überzeugte er mich wie 2013, jedoch habe ich in manchen Szenen die nötige Spritzigkeit für die Rolle vermisst.


Dominik Hees spielte Nathalies Freund Henry auch dieses Mal wieder sehr toll. Vor allem sein "Die Deutsche Bahn ist ´ne Katastrophe!" wurde mit spontanem Jubel gewürdigt. :D 
Ich fand Dominik schon in der ersten Spielzeit klasse, jedoch hat er sich in diesem Jahr noch einmal gesteigert. 


Sabrina Weckerlin als Nathalie Goodman überzeugte wie gewohnt mit starker Stimme und starkem Spiel. Wahnsinn, was Sabrina aus ihrer Stimme rausholen kann. Besonders gut gefallen haben mir ihre Parts in Superboy und seine Schwester aus Glas und Wär ich nur da. Top!


Nun zum "Neuen", der Ramin Dustdar als Dr. Fine und Dr.Madden ersetzt hat:
Armin Kahl.
Dr. Fines Wiener Dialekt war mir persönlich etwas zu aufgesetzt, was sich allerdings wieder mit Armins genialer Darstellung von Dr. Madden ausglich.
Man merkte ihm die Spielfreude richtig an, er überzeugte in dieser Rolle von Anfang bis Ende. Auch stimmlich passt er sehr gut zur Rolle. 




Abschließend kann ich sagen, dass mich diese Vorstellung unerwartet positiv überrascht hat. Es war total spannend zu sehen, wie mit dieser außergewöhnlichen Situation umgegangen wird, da es ja keine Zweitbesetzung für die Rollen gibt. 
Außerdem habe ich tiefsten Respekt vor dem, was das Theater auf die Beine stellte. Statt die Vorstellungen ausfallen zu lassen, bemühte man sich um Ersatz.
Ich finde es toll, dass Kristin Hölck sich bereiterklärt hat, die Rolle zu singen und dafür extra anzureisen. 

Und wer kann schon von sich sagen, eine Show, die sechs Rollen vorsieht, von sieben Darstellern gespielt zu sehen? ;)



Alles in allem - eine "fast normale" Vorstellung eben!