Life is a Cabaret!

"Willkommen, bienvenue, welcome!
Fremder, étranger, stranger!"

Diese Zeilen kennt wohl jeder, der sich etwas mit Musicals beschäftigt.

Sie stammen aus dem Stück "Cabaret", das 1966 am New Yorker Broadway Premiere hatte.

Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen, die das Musical dieses Jahr spielen, bieten dem interessierten Zuschauer an, zur öffentlichen Generalprobe zu kommen, die am Tag vor der Premiere stattfindet. 
Man muss sich zwar frühzeitig einfinden, hat dann aber für 10 Euro freie Platzwahl.



Also ging es gestern, am 10. Juni 2014, nach Feuchtwangen. 
Meine Begleitung und ich kamen nach kurzer Fahrzeit um 17 Uhr in Feuchtwangen an. Dort stellte ich dann fest, dass wir die Ersten waren und sonst noch niemand wartete. 
Eine Stunde später füllte sich der Bereich vor dem Eingang doch etwas, bis sich schließlich gegen 19.30 Uhr eine sehr lange Schlange gebildet hatte. 

Kurz nach 20 Uhr war dann schließlich Einlass. Ich bezahlte und stürmte zur Tribüne, um gute Plätze zu ergattern. Die lange Wartezeit wurde durch Plätze in der Mitte der 1. Reihe belohnt. Die Sicht von dort ist traumhaft und man hat trotzdem einen guten Überblick über die Bühne. 

Um 20.30 Uhr kam dann der Regisseur des Stückes auf die Bühne und begrüßte das Publikum. Er berichtete, wie gespannt man auf die Reaktionen des Publikums sei. 
Außerdem erzählte er uns, dass wir laut dem Regenradar gerade im Starkregen sitzen würden. Das sorgte für große Erheiterung im Publikum, da es sehr warm und knochentrocken war. 

Anschließend begann endlich das Stück mit der berühmten Begrüßung durch den Conférencier. 
Wir befinden uns in Berlin, Anfang der 1930er Jahre. 
Cliff Bradshaw, ein erfolgloser amerikanischer Autor reist mit dem Zug nach Berlin, um dort Inspiration für seinen Roman zu finden. Auf der Fahrt lernt er den deutschen Ernst Ludwig kennen, der ihm zu einem günstigen Zimmer in der Pension von Fräulein Schneider verhilft. Abends besucht der den Kit-Kat-Club, wo er neben leicht bekleideten Damen die britische Sängerin Sally Bowles kennenlernt.  Sie flirten miteinander, woraufhin Sallys "Mitbewohner" sie aus der Wohnung wirft. 
Sie sucht Zuflucht bei Cliff. Die beiden verlieben sich und werden ein Paar. 
Die Liebe liegt anscheinend in der Luft, denn nicht nur Cliff und Sally werden ein Paar, sondern auch Herr Schultz, ein Obstladenbesitzer, und Fräulein Schneider kommen zusammen. 
Sie verloben sich und feiern dies mit den Bewohnern der Pension sowie ihren Bekannten. 
Ernst Ludwig allerdings stellt klar, dass er die geplante Hochzeit nicht gutheißen kann, da er als überzeugter Nationalsozialist nicht akzeptieren kann, dass der jüdische Herr Schultz eine Deutsche heiraten will. 
Herr Schultz versucht Fräulein Schneider zu beruhigen, doch sie gibt den Nationalsozialisten nach und löst die Verlobung.
Cliff Bradshaw erkennt, dass Deutschland auf eine Katastrophe zusteuert und will Berlin zusammen mit Sally verlassen. Die Sängerin allerdings träumt immer noch von einer Karriere in der deutschen Hauptstadt und treibt schließlich das gemeinsame Kind ab. 
Der Amerikaner reist schließlich alleine ab und die (Zeit-) Geschichte nimmt ihren Lauf...


Ich habe "Cabaret" das erste Mal gesehen und wusste vorher kaum etwas darüber. 
Zu Beginn erwartet man ein "Gute-Laune-Musical", doch im Laufe des Stückes wird schnell klar, dass das genau Gegenteil der Fall ist. 
"Cabaret" ist ein anspruchsvolles Stück, welches das Publikum fordert. Es hat Tiefgang und nimmt dramatische Züge an.
Das Musical thematisiert, wie die Nationalsozialisten, obwohl sie noch nicht an der Macht sind, immer mehr in den Alltag eingreifen und Menschen unterdrücken. Trotzdem gibt es auch lustige Szenen, bei denen man auch mal lachen darf. ;)
Die Musik erinnert etwas an Jazz, mir persönlich gefällt sie sehr gut. Ziemlich bekannt sind wohl "Willkommen, bienvenue, welcome" und "Mein Herr", die sich schnell als meine Lieblingssongs herauskristalisierten. 


Das gesamte Ensemble war wirklich klasse. Drei Sänger/innen möchte ich aber extra erwähnen, da sie mir am besten gefallen haben. 

Das wäre zum einen Jasmin Wagner. Früher als "Blümchen" bekannt, hat sie sich nun gewandelt und ist eine ernstzunehmende Sängerin geworden. 
Die Rolle der Sally Bowles liegt ihr sowohl schauspielerisch als auch gesanglich. 

Zum anderen fand ich Timo Klein als Cliff Bradshaw wirklich sehr gut. Sein Cliff ist sympathisch und man bedauert ihn, dass er als Autor keinen wirklichen Erfolg hat.

Abschließend möchte ich Thomas Hupfer als Conférencier erwähnen. 
Ich hatte ihn vor ein paar Monaten als Mephisto in Goethes "Faust" gesehen und schon damals begeisterte mich sein Schauspiel. Daher war ich ziemlich gespannt, wie er nun diese Rolle spielen würde.  
 Er stellt den Conférencier als sehr extrovertiert dar, was mir sehr gut gefallen hat. Außerdem kann er - wie ich finde - wirklich gut singen und passt stimmlich zur Rolle. 


Ich kann nur empfehlen, sich diese wundervolle Produktion der Kreuzgangspiele Feuchtwangen anzusehen.
Man bekommt für sein Geld ein wirklich tolles Stück. Wenn ihr die Möglichkeit habt, es euch anzusehen, gebt "Cabaret" eine Chance. Tickets, Szenenbilder und mehr Informationen zu dem Stück findet ihr auf der Internetseite der Kreuzgangspiele.

Ich werde mir das Stück noch zwei Mal ansehen und bin gespannt, ob und wie sich etwas im Gegensatz zur Generalprobe verändert hat. 


"Auf Wiedersehen! A bientôt! 
.... Good Night."